Aufbäumen

Aufbäumen

Von der bösen Macht gelenkt,
die mich an den Fäden hält,
züchtig meinen Blick gesenkt,
schickt sie mich in diese Welt.

Eingepackt in das Klischee
deckt ein Schleier meine Haare
und dahinter die Idee:
Bin als Frau nicht Mensch, nur Ware.

Frömmelnd murmeln sie die Sure,
meine Freiheit zu entrechten,
und sie nennen mich barsch Hure,
trotze ich, wenn sie mich knechten.

Ziehen mit Gewalt die Fäden,
meinen Willen aufzubrechen,
und mit Strafen, üblen Reden,
sich an mir als Frau zu rächen.

Unterdrückung, Hass, Gewalt
packen sie in ihren Glauben,
um in teuflischer Gestalt
mir zu setzen Daumenschrauben.

Nein, ich lasse mich nicht beugen,
wenn sie ihre Peitsche schwingen,
bleib mir treu, wird stets bezeugen
und mein Lied von Gleichheit singen.

Hab den Schleier abgenommen,
lass die Freiheit in die Haare,
ich weiß, unsere Zeit wird kommen,
Hoffnung ich im Herzen wahre.

Mag ich auch im Dunkeln staken,
will ich lieben und nicht hassen.
Hätte ich euch jetzt am Haken,
würde ich euch fallen lassen.

***

© Aramesh, 07.02.2018
 

Zur Erinnerung an den Aufstand im Iran zur Jahreswende 2017/2018 und gewidmet allen mutigen Frauen - wie Setareh - die nicht mehr gewillt sind, sich weiter unterdrücken zu lassen.


 

Bild: mit Dank an Gunduz Agajev

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