Nach dem Freitagsgebet

 


Nach dem Freitagsgebet

© Aramesh

 

Der Missklang gebrochener
Versprechen zieht über Zebrastreifen,
auf denen Passanten wie
verlorene Noten dem Knüppel
des Dirigenten erliegen.

Am Straßenrand verbrennt
der Frieden in Mülltonnen,
Parolen schlüpfen durch Mauerritzen,
entmündigte Spatzen bauen
Trauernester auf rissigen Lippen.

Auf dem Platz der Freiheit
hocken schwarze Raben
und peitschen die Liebenden.
Schreie zerplatzen wie
Wundblasen in der Luft.

Die Samtaugen der Nacht
liebkosen Teherans Dächer und
die Rufe der Standhaften bauen
eine Brücke zur Milchstraße:
„Allah hu akbar!“

Ey, Choda* – wo bist Du?

 

*das persische Wort für Gott

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