Geschichte Irans-2 (Überblick)

Alexander der Große und die Seleukiden (330 – 250 v. Chr.)

334 v. Chr. fiel der junge makedonische König Alexander, nach den Eroberungen von Griechenland, Ägypten, der Türkei und dem Iran, auch in das kleinasiatische Territorium des persischen Reiches ein. Nach seinen Siegen der Schlachten bei Issos (333 v. Chr.) und Gaugamela (331 v. Chr.) verstand er sich als legitimer Erbe des persischen Großkönigtums und wurde als solcher auch weitgehend anerkannt. Dies dankte er dem Volk, indem er keine Zerstörungen und Plünderungen zuließ und nur Persepolis fiel der Zerstörung zum Opfer, was auch aus Rache für persische Übergriffe auf Griechenland und die Zerstörung Athens unter Xerxes geschehen sein kann. Ansonsten war Alexander für eine Politik der Verständigung und Versöhnung bekannt und es lag nicht in seiner Absicht die eroberten Völker zu vernichten.



Persepolis in seiner Blütezeit

Nach seinem Tod 323 v. Chr. bekämpften sich lange Zeit seine Nachfolger, die Diadochen, um die Vorherrschaft und die Macht über sein Weltreich zu erringen und sein Reich teilte sich, in drei sich streitende Dynastien. 312 v. Chr. ging der griechische General Seleukos siegreich aus den Machtkämpfen hervor, er übernahm alle Gebiete Vorderasiens, ließ in der Nähe des heutigen Bagdad seine Residenz errichten und gründete als Seleukos I. Nikator die Dynastie der Seleukiden.

Unter seiner Herrschaft und die seiner Nachfolger begann die Hellenisierung und die achämenidische Sprache wurde, besonders im westlich gelegenen Nahen Osten, von der griechischen verdrängt. Aber Persien wurde am Ende in geringerem Masse hellenisiert, als die hier lebenden Griechen selbst von der altorientalischen Kultur und den weit entwickelten Naturwissenschaften beeinflusst wurden und dieses neue Wissen zurück nach Europa brachten. Trotzdem kam die traditionelle persische Kunst und Kultur, die seit 700 Jahren kontinuierlich gewachsen war, für fast 100 Jahre zum Stillstand und die hellenistische Kunst trat in den Vordergrund.


 



Das Reich der Parther (250 v. Chr. – 224 n. Chr.)

Ab Mitte des 3.Jahrhunderts v. Chr. brach, von Zentralasien aus, das Volk der Parther, halbnomadische persische Reiterstämme, auf und wanderten in Khorasan ein. Die parthischen Stämme machten den herrschenden Seleukiden nach und nach die Macht im gesamten Orient streitig und nach 80 Jahren gelang es dem Pather-König Mithradates I. (171-138 v. Chr.) sowohl das gesamte Gebiet des heutigen Irans als auch die seleukidischen Provinzen Babylon und Assur zu erobern.

Während sie sich selbst nach ihrem Dynastiegründer Ashkanian nannten, erhielten sie die Bezeichnung Parther auf Grund der Eroberung, der im Nordosten gelegenen seleukidischen Provinz Parthava. Gegenüber von Seleukia, am anderen Ufer des Tigris, gründeten sie ihre Stadt Ktesiphon und ernannten sie zu ihrem Regierungssitz. Mithradates I. verstand sich als Erneuerer des achämenidischen Reiches und als legitimer Nachfolger der achämenidischen Könige.

Das Reich umfasste unter seinem Nachfolger Phraates II. (13´8-128 v. Chr.) ein Gebiet vom Euphrat im Osten, Herat im Osten, dem Kaspischen Meer im Norden und dem Persischen Golf und dem Meer von Oman im Süden, jedoch waren die Grenzen zu dieser Zeit nicht vollständig gesichert.

Dem mächtigen parthischen Herrscher Mithradates II. (123-88 v. Chr.) gelang es die Herrschaft über das gesamte Reich zu festigen und damit die politische Situation zu stabilisieren. Dies führte zu einem ausgedehnten und blühenden Handel, welcher von Syrien bis nach China, später auch als Seidenstrasse bezeichnet, reichte.


Nach ständigen Kämpfen um Armenien, Mesopotamien und Syrien mit den Römern, gelang es den Parthern 53 v. Chr. das römische Heer bei Carrhae vernichtend zu schlagen. Unter dem parthischen König Phraates IV. wurde mit Kaiser Augustus gut 30 Jahre später Frieden geschlossen und der Euphrat als Grenze zwischen den beiden Reichen festgelegt. Schon gut hundert Jahre später kam es wieder zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Römern und den Parthern, bei denen meistens die Parther gewannen. Erst Marc Aurel gelang es die Parther zu besiegen, die daraufhin Armenien räumen mussten und aus Syrien vertrieben wurden. So kam es gegen 200 n. Chr. zu einem von den Römern diktierten Friedensschluss und der Euphrat wurde erneut als Grenzlinie festgesetzt.

Die Parther gründeten in Mesopotamien und Persien einige große Städte und sind für die erste Blüte der persischen Architektur verantwortlich gewesen. Alle Städte hatten einen ähnlichen Grundriss und das Stadtgebiet bildete eine geschlossene Rundanlage, was sich aus dem Aufbau leicht zu verteidigender Militärlager entwickelt hatte. Im Zentrum der Städte, in der Nähe der offiziellen Bauten und den Wohnhäusern der Adligen und des gehobenen Bürgertums, lagen die Paläste und Tempel. Die Entwicklung des Iwan, eine nach einer Seite offene Halle mit einem rechteckigen Grundriss, war eine weitreichende Neuerung der parthischen Palastarchitektur. Dieses Konzept des Iwan wurde in der darauf folgenden sasanidischen Zeit vervollkommnet und monumentalisiert, um sich schließlich später als Grundmerkmal der persischen Moscheen durchzusetzen. Ansonsten war die Kunst der Partherzeit eher eine Mixtur aus unterschiedlichen Stilrichtungen- altpersische Traditionen trafen mit zentralasiatisch-nomadischen, hellenistisch-seleukidischen und altorientalischen Einflüssen zusammen. Neben Griechisch und Aramäisch war das mittelpersische Pahlavi die Schrift und Sprache der Parther.

 


 


Die Sasaniden und das zweite persische Weltreich (224 – 642 n. Chr.)

Die Dynastie der Sasaniden nahm ihren Anfang in der Provinz Fars, in der Stadt Istakhr in der Nähe von Persepolis. Der Oberpriester Sasan, nach dem die Sasaniden benannt sind, hatte dort, im Anahitaheiligtum, das Amt eines fratadara (= Hüter des heiliges Feuers) inne. Er behauptete ein Nachkomme des letzten achämenidischen Königs Darius III. zu sein und sein Amtsnachfolger Papak leitete von dieser Abstammung sein Recht auf die Königswürde ab und beanspruchte den persischen Thron. Nach seinem Tod, trat sein jünger Sohn Ardashir I. (224-241 n. Chr.) seine Nachfolge an und ließ sich in Istakhr zum König krönen. Danach zog er zum heutigen Firuzabad und organisierte einen Aufstand gegen den parthischen Großkönig Ardawan IV.. Ardashir ging 224 n. Chr. in der entscheidenden Schlacht als Sieger hervor, übernahm endgültig die Herrschaft über Persien und gründete die Dynastie der Sasaniden.

Shahpur I. (241-272 n. Chr.) übernahm nach dem Tod seines Vaters den persischen Thron. Ihm gelang es auch erfolgreiche Eroberungszüge in Nordmesopotamien, Armenien und der syrischen Stadt Dura Europos zu führen und bei Auseinandersetzungen mit den Römern die drei römischen Kaiser Gordianus III., Valerian und Philippus Arabs zu besiegen, was er alles in seinen Residenzen Bishapur und Naqsh-e Rostam in Felsenreliefs abbilden ließ.

Nach seinem Tod 272 n. Chr. folgte eine erste Schwächephase der Sasaniden, die bis zur Regierungszeit von Shahpur II. (309-379 n. Chr.) anhalten sollte. Außenpolitisch verloren sie bei Auseinandersetzungen gegen die Römer und innenpolitisch wurde das Land von Religionskriegen aufgerieben.

Shahpur II. gelang es das sasanidische Reich wieder zu einem ernstzunehmenden Machtfaktor im Vorderen Orient zu machen und nach einem Sieg über Julian Apostata holte er sich 363 n. Chr. Armenien und Nordmesopotamien zurück. Doch direkt nach seiner Regierungszeit folgte die zweite Schwächephase der Dynastie. Alle Großherrscher mussten sich mit Angriffen von den Hephthaliten im Osten und dem Byzantinischen Reich im Osten auseinandersetzen und verloren häufig gegen beide.

Im Reich kam es gegen Ende der Regierungszeit Kavads I. (488-496 n. Chr.) zu heftigen Spannungen zwischen den Armen und dem Adel sowie dem zoroastischen Klerus. Ein Mann namens Mazdak trat für die Rechte der Armen ein und forderte soziale Reformen. Es gelang jedoch dem Adel und Klerus auf den Nachfolger von Kavads I., Khosrow I. Anushirvan (531-578 n. Chr.), Einfluss zu nehmen, sodass dieser Mazdak und viele seiner Gefolgsleute ermorden ließ. Khosrow I. beschloss nach diesem Gewaltakt sich den Ursachen des Aufruhrs zu stellen. Um mehr Gerechtigkeit im Land durchzusetzen leitete er eine Steuerreform ein, gab den Untertanen die Gelegenheit im Palast ihre Belange vorzutragen und regierte sehr volksnah, weshalb er den Beinamen “adel”, der Gerechte, erhielt. Außenpolitisch bemühte er sich um eine gewisse Stabilität, schloss Frieden mit Byzanz und vernichtete im Osten endgültig das Königtum der Hephthaliten.

Der letzte mächtige Großkönig der Sasaniden war Khosrow Parviz II. (591-628 n. Chr.). Er führte zahlreiche Angriffskriege gegen Byzanz, Syrien, Palästina und die Araber, und kaum ein Ort war vor seinen Plünderungen sicher. Selbst ein Vatermörder, wurde Khosrow II. 628 durch seinen Sohn Shiruyeh ermordet, welcher dann als Kavad II. den Thron bestieg.

Während sich unter der Gewaltherrschaft von Khosrows II. der neue Glaube des Islams über den gesamten Nahen Osten ausbreitete, zeichnete sich gleichzeitig der Untergang des sasanidischen Reiches ab. Permanente Bruderkriege und Machtkämpfe im Königshaus zermürbten zwischen 628 und 633 das Reich und in dieser kurzen Zeit regierten vierzehn Herrscher, was die Eroberung des Landes durch muslimische Araber wesentlich einfacher machte.

Während der Herrschaft der Sasaniden erlebte Persien und die altorientalische Gesellschaft zum letzten Mal eine kunst- und kulturgeschichtliche Blüte, die auch Byzanz, Rom, China und die Araber beeinflusste. Zwar kann man die Parther als Vorläufer der Sasaniden ansehen, doch schufen die Sasaniden im künstlerischen und kunsthandwerklichen Bereich Werke, die eher mit dem Schaffen der Achämeniden zu vergleichen sind, was wohl auch daran lag, dass sich die Sasaniden als politische und künstlerische Nachkommen ihrer persischen Ahnen verstanden. Bis heute blieben größere Stadtanlagen, Paläste und Tempel, Gräber und Felsreliefs und verschiedenste Erzeugnisse der Kleinkunst und des Kunsthandwerks erhalten. Aus ihrer Sprache, Pahlavi, entwickelte sich auch langsam das moderne Farsi.

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