Rezension zu Scheherazades Kinder von Angelika Schramm

Gedanken über ein Buch, das leider an Aktualität nichts eingebüßt hat, im Gegenteil, es ist aktueller denn je.

***
Für Barbara Naziri  und alle, die sich angesprochen fühlen. 
  • In ihrem neuen Buch "Scheherazades Kinder" nimmt uns die deutsch-iranische Autorin und Menschenrechtsaktivistin Barbara Naziri mit auf die Reise in das Land ihrer Herkunft.
  • Es ist ein sehr persönliches Buch, mit viel Liebe und Herzblut geschrieben, das spürt man auf jeder Seite. In loser Reihenfolge erzählt sie von sich, ihren Erfahrungen in der alten und neuen Heimat, von den Menschen im Iran, die unter der politischen Herrschaft religiöser Fanatiker zu grausam gequälten Opfern oder skrupellosen Tätern werden, bezugnehmend dabei auf authentische Vorkommnisse. Sie nimmt uns mit auf ihren Wegen durch die Straßen Teherans, tagsüber unter der heißen Sonne, nachts unter dem leuchtenden Sternenhimmel, sie fährt mit uns in das weitere Landesinnere, wir schlendern mit ihr durch die belebten Gassen einer Wüstenstadt, werden zu alten Kulturstätten geführt, und das alles in einer so bildreichen Sprache, dass man tatsächlich meint, dabei zu sein und das Schreckliche und das Schöne, Verzaubernde und Märchenhafte selbst zu erleben. 
  • Die modrige Luft einer dunklen Gefängniszelle meint man während des Lesens förmlich zu riechen, aber auch den Duft der blühenden Bäume in den Parks und Gärten Teherans, die vielfältigen Gerüche der Bazare; wir spüren die grausame Kälte der Schergen und die Warmherzigkeit der iranischen Bevölkerung, ihre ihnen eigene ganz besondere Höflichkeit entzückt uns, ihr Umgang miteinander, entstanden aus alter Tradition, lässt uns manches Mal lächeln. 
  • Für diese Menschen, die Barbara Naziri "Scheherazades Kinder" nennt, hat die Autorin als moderne Scheherazade ihre Geschichten geschrieben, sie macht sich zur Anwältin der unter dem iranischen Regime Leidenden in der Hoffnung, damit einen Beitrag zu leisten für die Überwindung von Terror, Hass und Tod, so wie es vor langer Zeit die unglückliche Scheherazade in tausendundeiner Nacht für sich tat. 
  • Aber Barbara Naziri schreibt ihre Geschichten auch für uns, damit wir verstehen und im Verstehen lieben lernen, was uns fremd bleiben muss, wenn wir uns zu unserer Information über das ferne Land Iran nur auf die offiziellen Nachrichten und Bilder beschränken.
  • Das Buch ist sehr schön und eindringlich bebildert durch die deutsch-iranische Grafik-Designerin und frei schaffende Künstlerin Schirin Khorram, Tochter einer Deutschen und eines Iraners, aufgewachsen in Oldenburg. 
  • Erschienen ist es im Bookspot-Verlag in der 1. Auflage 2021



Nach oben