Zwei Autorinnen zum Thema Unrecht

8. Juni 2017

Tönisvorst

Zwei Autorinnen zum Thema "Unrecht"

Tönisvorst. Welche Lehren kann und sollte eine Gesellschaft aus der Geschichte ziehen? Was kann jeder tun, wenn er Ungerechtigkeit erkennt, und - wie weit würde man persönlich dabei gehen? Diese Fragen stellten sich Besucher einer Veranstaltung im Rathaus in St. Tönis. Im gutbesuchten Trauzimmer lauschten sie einer ungewöhnlichen Doppel-Lesung: Die beiden Autorinnen Marion Feldhausen und Barbara Naziri waren einer Einladung der Stadtbücherei Tönisvorst gefolgt und stellten ihre Texte vor. Als gemeinsamen inhaltlichen roten Faden wählten sie das Thema "Unrecht".

Marion Feldhausen erzählte, als "work in progress", von ihrem bald erscheinenden Buch. Nach zwei erfolgreichen Polit-Krimis spielt ihr neuester Titel vor dem Hintergrund des Rückzuges der Deutschen Wehrmacht in den letzten Kriegsjahren. Die gehörten Szenen wurden von den Zuhörern sehr aufmerksam und nachdenklich-betroffen aufgenommen.

         
Marion Feldkamp                                                                             Barbara Naziri

Barbara Naziri, deutsch-iranische Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin, lebt und arbeitet in Hamburg. Das Geschichtenschreiben ist ihre Passion, "Grüner Himmel über schwarzen Tulpen" ihr Herzstück. Der sehr literarische und zugleich politische Roman spiegelt kenntnisreich und voller persönlicher Erinnerungen und Erfahrungen die iranische Gesellschaft wider. Als Tochter einer deutschen (jüdischen) Mutter und eines iranischen (muslimischen) Vaters erzählte sie von der Liebe zu dem Land ihres verehrten Vaters und von ihren zahlreichen Reisen innerhalb der letzten drei Jahrzehnte dorthin. Sie ließ die faszinierten Besucher teilhaben am Leben ihrer Familie, an den gemeinsamen Reisen zu den unzähligen Kulturstätten des alten Persien oder an der raffinierten Küche: Wie wird gefeiert und gespeist, wie versucht man, der unnachgiebigen Moralpolizei zu entgehen, wie wird der Alltag gemeistert?

Dabei versteht die Autorin ihr Buch als Brücke zwischen den Kulturen, denn sie glaubt fest, dass jede Kultur ihren Wert hat und dass wir nur dann voneinander lernen können, wenn wir der eigenen keine Allgemeingültigkeit zusprechen. Schnell entwickelten sich zwischen den einzelnen Leseblöcken Gespräche, bei denen ebenso spontan wie engagiert die unterschiedlichsten Aspekte diskutiert wurden: Liefert das Buch von Betty Mahmoody "Nicht ohne meine Tochter" - in den 80er Jahren ein absoluter Besteller und offenbar jedem der Anwesenden noch bekannt - ein ehrliches Bild des Landes oder gibt es nur eine subjektive, giftig-hasserfüllte Sicht; kann man Urlaub im Iran machen (Ja, man kann); ist Strandurlaub denkbar (Nur an nach Geschlechtern getrennten Abschnitten und in der landesüblichen Bekleidungsordnung; aber, so Barbara Naziri schmunzelnd, man versteht es durch den trennenden Sichtschutz zu spinxen. Denn das ist es, was auch die Menschen im Iran möchten: Ein normales, freies Leben führen dürfen, ohne Angst vor Verfolgung, Repressalien und Folter).

Barbara Naziri kann das Land auf Grund ihres politischen Engagements mittlerweile nicht mehr besuchen, da sie sich und ihre Familie in Gefahr bringen würde. Sie hofft auf einen befreiten Iran, der die Menschenrechte achtet, der nicht im Namen des Islam Verbrechen begeht, Frauen nicht mehr unterdrückt und in dem alle ihren Glauben ausleben dürfen, ohne verfolgt und mit der Todesstrafe bedroht zu werden. Auf die gerade erfolgten Wahlen legt sie dabei im Übrigen keine große Hoffnung, da viele der Kandidaten westlichem Demokratie-Verständnis eher nicht entsprechen. Dem konnten sich die Zuhörer nur anschließen.

Quelle: RP

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/toenisvorst/zwei-autorinnen-zum-thema-unrecht-aid-1.6869488

 

 

 

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