Menschenwürdig?

Menschenwürdig?
© Michaela Godefroy

 

„Wie klein sie aussieht“, denke ich, „so blass, so zerbrechlich. Und so hilflos.“
Die Schmerzen haben Ihre Gesichtszüge verändert. Die Augen einst leuchtend blau, funkelnd und voller Leben, mit vielen kleinen Lachfältchen, schauen nun müde und hoffnungslos in eine mir nicht zugängliche Sphäre. Das strahlende Blau ist milchig trüb, der Blick zeugt noch von den durchlittenen Schmerzen. Die Wangen, früher rosig und stets gebräunt, sind jetzt eingefallen und bleich. Am deutlichsten betroffen aber ist der Mund. Schön geformt, meist zu einem kleinen, liebevollen Lächeln geschwungen und immer perfekt zur Kleidung in zarten Pastellfarben geschminkt, ist blutig gerissen und verkrustet. Die Lippen sind so spröde und aufgesprungen, dass die einstige Form nicht mehr zu erkennen ist.
In dem großen Bett wirkt Sie verloren. Ich sehe nur Ihr Gesicht und die vielen Schläuche, die von überallher in Ihren Hals und die Schulter zu laufen scheinen und Ihre Hände.
Hände, die ich als Kind liebte und bewunderte, weil sie so sanft streicheln und trösten konnten und immer so wunderschön aussahen, zart und gepflegt. Jetzt liegen sie dick aufgequollen in Bandagen auf der Bettdecke, blau von Hämatomen und ebenfalls mit Nadeln an Schläuche gefesselt. Mein Herz krampft sich zusammen und ich muss die Tränen zurückhalten. „Was hat sie durchlebt in den letzten Monaten.“
Die Ärzte hatten Sie in ein künstliches Koma fallen lassen, „der Körper sei durch die lang andauernde Operation völlig unterkühlt“, hatten sie mir lakonisch mitgeteilt.
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Die vollständige Geschichte gibt es in dem Buch

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